Montag, 27. Mai 2013

Varanasi - Puja, Burning Ghat


Varanasi ist eine langgestreckte Stadt entlang des Ganges. Läuft man am Ufer entlang, läuft man Ghat nach Ghat ab. Das sind die Treppenstufen, die zum Fluss hinunter führen, um den Badeeinstieg zu erleichtern. Jeder Ghat ist einzigartig und er bedeutet etwas andere. Andere Götter, andere Kasten oder andere Rituale.

Zwei Ghats fand ich am beeindruckensten.
An dem einen wurde jeden Abend eine Puja-Session abgehalten. Unglaublich viele Menschen kamen zusammen und machten Puja, was mir oft mit "worship" übersetzt wird. Es gab laute Musik, viel Gesang, viel Glockengebimmel, bunte Lichter in Form von Regenschirmen, verschiedene kleine Liegen, auf denen Leute sich hingekniet, gebetet, Räucherstäbchen angezündet oder Glocken geläutet haben. Alles gleichzeitig war für mich sehr unübersichtlich und unstrukturiert, dass ich kaum eine objektive Beschreibung abgeben kann.

Neben dieser ganzen Puja-Szene gab es auch noch Menschen, die währenddessen in Booten das Ganze vom Wasser aus beobachteten und ordentlich Fotos schossen oder sehr gläubige Hindus, die wohl einer sehr hohe Kaste angehören müssen, die während dieser ganzen Szene ihr heiliges Bad abhalten durften.

Jeder durfte mitmachen bei dieser Zeremonie und war sofort ein Teil davon, denn auch ich bekam einen roten Punkt auf die Stirn gedrückt. Da hab ich mich aber gefreut, bis er meinte ich solle dafür bezahlen. Tja nur Jonas hat für uns drei bezahlt - ob das so gut für mein Karma war?

Nun zur wohl beeindruckensten Szene der ganzen Reise. Es gibt zwei Burning Ghats in Varanasi, einen kleineren, mit einer kleinen Fabrik zur schnellen elektrischen Verbrennung. Genau daneben lag unser Hotel, weshalb unsere Wäsche nach Trocknen immer nach Barbecue gerochen hat.
Der größere Burning Ghat lag weiter entfernt. Ich stand also auf einem Turm und überblickte diese riesige Verbrennungsmeile (ungefähr 10-20 Menschen konnten dort gleichzeitig öffentlich verbrannt werden).

Bilder, die ich noch im Kopf habe:
-aufgequollene, schwarzrußige Füße, die aus einem Scheiterhaufen gucken
-eine Ziege, die an einem anderen Haufen Überreste frisst
-laute Trommeln kommen an mir vorbei mit Familie hinterher, die eine Bahre tragen, die von rot-orangen Tüchern überdeckt ist (da drunter befindet sich der Gestorbene)
-ein Toter wird in den Fluss gehoben
-ein anderer Toter wird gesalbt
-kleinen Jungs wird der Kopf kahlrasiert bis auf eine kleine Stelle am Hinterkopf
-direkt am Flussufer im Wasser stehen die "Goldwäscher", die aus der Asche der Verbrannten Überreste von Gold sieben
-ein Junge bietet mir eine Bootstour an, ich ignoriere ihn, genauso wie die 50 Jungs vor ihm und er sagt zu mir "You can talk with me, I'm also a human-beeing!" und verschwindet
-ein Laden der die orange-roten Totentücher verkauft, daneben ein Tee-Laden

Es gab bestimmt noch so viel mehr zu sehen, doch Indien ist an öffentlichen Plätzen meistens die reinste Reizüberflutung und ich kann nie alles wahrnehmen. Fotos zu machen war hier natürlich strengstens verboten, weshalb nur meine Eindrücke als Erinnerung bleiben.

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