Montag, 19. August 2013

Zuhause?

Noch nicht mal eine Woche wieder zurück in Deutschland und schon den ein oder anderen Kulturschock hinter mir.

Meine Gefühle fahren gerade Achterbahn und ich bin oftmals ziemlich verwirrt...

Wie konnte ich es nur schaffen Ordnung in einem so riesigen Haus und einem so vollgestopften Zimmer zu halten. Nicht nur Atverschollenes sondern auch Weggelegtes finde ich einfach nicht wieder.

Die Sprache, die Menschen, das Essen, der Verkehr, der Arztbesuch und mein Alltag sind komplett anders und oftmals fühle ich mich sehr verunsichert durch diese Dinge.

Auf der anderen Seite sind auch viele Dinge ganz beim Alten geblieben und ich bin verwundert darüber.
- 1 Jahr und doch keine Veränderung!

Momentan freue ich mich noch riesig über kleine Dinge und kann gar nicht genug von diesem schönen Land bekommen. Mal schauen wie lange das noch so bleibt.


Meine weiteren Pläne bestehen aus Einleben und Studieren. Ich habe mich nun für Göttingen entschieden und für das Fach "Biologische Diversität und Ökologie" - klingt spannend und ist es hoffentlich auch =)


Freitag, 26. Juli 2013

KNH Korrekturen



Diese Berichte wurden hin und her gereicht bis sie überarbeitet und völlig anders wieder bei uns ankamen. Wir sollten nochmals Korrektur lesen und grammatikalische Fehler verbessern. Schade war auch hierbei, dass ich meine eigenen Texte nicht wieder erkannt habe, weil sie so sehr verändert wurden. Ob nun mehr oder weniger Fehler drin waren, interessierte mich dabei nicht, sondern vielmehr, dass so viel gestrichen wurde und nun komplett jeder Text dem anderen gleicht. Satzstellung und Formulierungen waren nicht mehr meine und in jedem Bericht recht ähnlich.

Schade. Bei manchen Texten habe ich mir wirklich Mühe gegeben oder geguckt, dass Geschwister nicht die gleichen Formulierungen haben.

 Außerdem kann aus einem elfseitigen Fragebogen viel mehr rausgeholt werden als aus eineinhalb Seiten. Jedoch erfuhren wir erst später, wozu dieser lange Fragebogen überhaupt gedacht war. Natürlich auch für‘ s KNH-Projekt, aber viele Informationen waren für ganz andere Projekte bestimmt, was uns niemand gesagt hat. Deswegen mussten die Texte krass gekürzt werden und waren nicht mehr dieselben.

Diese Texte wurden nun letztendlich in ein PDF-Format konvertiert und ausgedruckt Bild angepinnt und ab ging die Post! Hoffentlich kommen die guten Dokumente heil und unversehrt durch die Regenzeit…

Ich wünsche an dieser Stelle gute Reise!

Donnerstag, 25. Juli 2013

KNH Berichte schreiben



Nachdem nun die 300 Kinder mit einem elfseitigen Fragebogen befragt und fotografiert wurden, hieß es Berichte schreiben ohne Ende. Zu jedem Kind, zu jeder Familie und ein etwas allgemeinerer Bericht über Aktivitäten im Dorf. Mal mehr Mal weniger habe ich täglich geschafft, schließlich sollten die ja schnellstmöglich fertig werden.
Zu dieser Zeit hatte ich das erste Mal während meines Auslandsaufenthaltes einen geregelten Tagesablauf, weil ich ihn mir selbst einteilen konnte.

Per Mail haben wir dann alle Berichte an den Sohn des Chefs geschickt, der die alle durchkorrigiert hat. Neben grammatikalischen Fehlern war die Fehlerquote bei Alter und Leuten in einem Haushalt am höchsten. Oftmals wissen die Dörfler nicht, wann sie geboren sind, weshalb bei der jährlichen Befragung jedes Mal andere Zahlen angegeben werden. Auch ist nicht immer ganz klar, wer in welchen Haus schläft. Vielleicht hat eine Großmutter ein eigenes Haus, wohnt aber bei ihrer Familie. Das schon seit einigen Jahren, doch diese Angaben wurden in den vorherigen Jahren nicht geändert, weshalb nun Fehler entstehen.

Durch diese Berichte lernt man wirklich viel über’s Dorfleben und die einzelnen Menschen und auch warum sich so viele Fehler einschleichen. Auch über Probleme haben die Menschen berichtet, die mich manchmal wirklich erschreckt haben. Kinder möchten gerne zur Schule gehen doch das funktioniert nicht. Der Lehrer ist von der Regierung angestellt, was bedeutet, er bekommt sein geregeltes Gehalt vom Staat. Das leider völlig unabhängig davon, ob er unterrichtet oder nicht. Oftmals kommt er nicht zur Schule, weil diese weit von seinem Wohnsitz entfernt ist.

So sah also die Schreib-Arbeit für's KNH-Projekt aus. Was noch fehlte? Unglaublich viele Korrekturen...

Mittwoch, 24. Juli 2013

KNH Holdibad



Eine Woche lang habe ich in Holdibad verbracht und auf dem Campus von Annemarie gewohnt und in den zwei anderen Holdibads gearbeitet. Holdibad ist nämlich dreigeteilt. Der Campus, das obere christliche Holdibad und das untere hinduistische Holdibad.

Hier wurde ich richtig gebraucht. Zu dritt gingen wir täglich in's Dorf. Chikalmari liegt nicht weit entfernt von Holdibad, weshalb Prokash jeden Tag nach Holdibad kam, um dort mit mir zur Arbeit zu gehen. Je nachdem welches Holsidab dran war. Mit dabei war noch ein Freiwilliger aus Chikalmari, Kamraju.

Prokash arbeitete allein und Kamraju arbeitete mit mir zusammen. Kamraju konnte nur ganz schlecht Englisch sprechen und sehr langsam schreiben. Also hab ich die englischen Fragen so gut es ging auf odiya für ihn übersetzt. Er hat dann mit den Kindern und Familien Kuvi, Matia oder Desiya gesprochen und für mich zurück auf Odiya übersetzt, damit ich alles auf Englisch aufschreiben kann. Ziemlicher Sprachen-Wirrwarr. Ich hab sogar angefangen auf Odiya und Kuvi zu träumen, so sehr haben mich die Sprachen eingenommen.

Abends hab ich dann mit den Mädchen zusammen in Annemaries Haus gewohnt. Das war irre witzig. Sobald die Türen und Fensterläden zu waren, wurden Fotos gemacht, Marshmellows über einer Kerze gegrillt und zu meiner Handymusik getanzt. Ziemlich überrascht war ich wie sehr die Mädchen aufblühen, wenn keiner zuguckt. Normalerweise sind sie immer so zurückhaltend, schüchtern und arbeitsam. Doch diesmal waren sie verrückt und aufgedreht, so waren sie noch nie mit mir.

Dienstag, 23. Juli 2013

KNH Chikalmari



Mit Prokash, der selbst in Chikalmari lebt, habe ich zusammen gearbeitet. Meistens hat Prokash mit den Kindern gesprochen, da diese nur Kuvi, Matia oder Desiya sprechen und ich Odiya recht gut und Kuvi nur zwei Sätze kann. Prokash hat dann für mich zurück auf Englisch übersetzt und ich hab alles fein mitgeschrieben.

Die Arbeit geht aber viel schneller zu machen, wenn Prokash selbst schreibt, weshalb wir dazu übergegangen sind, dass er die Befragungen macht und ich Fotos.
Das war schwierig genug, denn nicht nur das Kind, sondern auch Familie, Haus und Land sollte fotografiert werden. Haus und Land müssen nur noch richtig zugeordnet werden, nachdem das Foto gemacht wurde. Bei den Familien war das Problem, dass nie alle da waren. Sie gehen halt ihrem Alltag nach, der meistens aus Feldarbeit oder Feuerholzsammeln besteht. Morgens vor ihrer Arbeit und abends nach ihrer Arbeit musste ich also die Familien erwischen.

Tagsüber hab ich im LCF-Projekt mitarbeitet. Das LCF-Projekt (Low-Carbon-Farming-Projekt) wird nun auch in Chikalmari eingeführt. Der erste Schritt war schon getan: Eine Liste erstellen, welcher Bauer welches Land besitzt und allen Feldern eine Nummer geben. Nun mussten die Felder selbst noch mit ihrer Nummer versehen werden, was so gemacht wird:  Erst werden Steine weiß bemalt und dann in schwarz die Nummer drauf gepinselt.
Ich bin also mit einem Freiwilligen aus Chikalmari durch die Felder gelaufen und hab fleißig Nummer aufgemalt. Leider war es immer so unglaublich warm und vor 8 Uhr sind wir morgens nie losgekommen. Deswegen hab ich oftmals trotz Hut und Regenschirm einen ordentlichen Sonnenstich kassiert.

In Holdibad sah die Arbeit nochmal ganz anders aus…

Fortsetzung folgt…

Montag, 22. Juli 2013

KNH Dorfleben




Als erstes war ich in Chikalmari. Dieses Dorf besteht aus einer kleinen Straße und es leben so um die 30 Familien dort. Ich wohnte bei einer super-lieben Familie. Sopai wurde mir zugeteilt als „Guide“, um mir alles zu zeigen.  In ihrem Haus hab ich mit manchmal 3 und manchmal mit 10 anderen Mädchen geschlafen. Ich hatte sogar den Luxus eines eigenes Bettes.

Sopais Familie besteht aus 5 Mitgliedern. Sie und ihre Schwester haben ein Haus, welches sie pflegen und dort so gut wie alleine leben und ihre Eltern haben ein Haus. Ihr Bruder schläft mal hier mal da, was nichts Ungewöhnliches ist. Meistens gibt es in einem Dorf ein Haus, wo unverheiratete Mädchen zusammen schlafen und eins für unverheiratete Jungs. Sopais Haus war halt für alle Mädchen des Dorfes. Mittlerweile ist ihr Bruder aber in einer größeren Stadt, um mit Straßenbau Geld zu verdienen.

Ein Haus hört sich jetzt vielleicht für uns groß an, doch ein Haus bedeutet oftmals ein Raum. Küche, Stauraum und Schlafzimmer in einem. Jetzt mag sich der eine oder andere Fragen: Was ist mit einem Badezimmer? – Tja, gibt es genauso wenig wie fließend Wasser. Wasser wird aus einem Fluss geholt in dem man sich auch wäscht.  Für das gesamte Dorf gab es 1 Toilette, die aber keiner außer mir ab und zu benutzt hat.

Da für Sopai der Tag bei Sonnenaufgang beginnt, war ab 4 Uhr morgens Radau im Haus. Neben meinem Bett wurde Mandhia-Mehl gemahlen und Hühner kamen ab und zu rein ins Haus. Einmal hab ich mich richtig erschrocken, als eines an meinem Kopfende anfing herum zu krähen. Es fängt an nach Gekochtem und Feuer zu riechen und jeder geht ins Haus rein und raus wie er mag. Nach zwei Nächten hatte ich mich daran schon gewöhnt und konnte bis 7 Uhr friedlich weiter schlummern.

Auf’m Dorf gibt es Reis – morgens, mittags, abends – und zwischendurch wird ganz viel Mandhia-Pejo getrunken (Wildhirse-Drink, der genauso gesund schmeckt wie er sich anhört). Ich hatte aber ein paar Kekse mit für alle aus dem Dorf, denn die freuen sich schließlich auch über Süßigkeiten und ganz ohne fällt mir auch sehr schwer.

Der Lebensstil hört sich für manche jetzt vielleicht sehr „einfach“ oder „traditionell“ an und es mag von unserem westlichen Standard her schwierig sein, sich all das vorzustellen, doch für diese Menschen ist es normal. Sie leben so und ich habe genauso gelebt.
Zu Beginn mag ich wohl für den einen oder anderen Lacher gesorgt haben, weil ich nicht wusste wie man sich richtig im Fluss wäscht und Sachen neu erlernen musste, doch letztendlich wurde es auch normal für mich.

 Es klingt immer alles so absurd, unvorstellbar und unglaublich, wenn ich das anderen so erzähle oder schreibe. Eigentlich ist es das nicht und ich will ihren Lebensstil weder herabstufen, als idyllisch darstellen, noch mich als toll darstellen, weil ich es geschafft habe genauso zu leben. Ich hoffe ihr versteht, was ich meine, denn es ist schwer die Dinge zu schildern wie sie sind, weil man sie dafür erleben müsste.


Arbeit? Achja – Morgen mehr…